Industrielle Holzschutz-Verfahren
Bereits seit mehr als 100 Jahren wird Holz industriell geschützt. Von den Nichtdruckverfahren (Einlagerungsverfahren: Trogtränkung, Tauchen, Heiß-Kalt-Einstelltränkung; Oberflächenverfahren: Kurztauchen, Fluten, Sprühtunnelverfahren) sind die Druckverfahren (z.B. Volltränkung, Wechseldruckverfahren) zu unterscheiden.
Vorteile des industriellen Holzschutzes
- Umweltverträgliche Produktion (geschlossene Produktionskreisläufe mit Rückführung überschüssiger Holzschutzmittellösung, versiegelte Abtropfflächen, witterungsgeschützte Ausfixierung der fertig imprägnierten Hölzer);
- Einsatz ausschließlich zugelassener Holzschutzmittel, dadurch Sicherstellung von Wirksamkeit, Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit;
- Sehr lange Lebensdauer der Produkte, da mit diesen Verfahren eine besonders große Eindringtiefe des Holzschutzmittels, also eine breit geschützte Zone erreicht wird;
- Nachbehandlung kann in der Regel entfallen.
- Meist „teurer“ als die Do-It-Yourself-Lösung, da aufwendige Produktion durch Fachkräfte (einheimische Produktion) erfolgt.
- Bei Billigangeboten und/oder Produkten, deren Herstellung nicht gemäß DIN 68800 oder einem anerkannten Qualitätssicherungssystem wie z.B. RAL-GZ 411 erfolgte häufig unbefriedigende Lebensdauer, da hier i.d.R. bei der Rohholzqualität oder beim Holzschutzmittel gespart wird bzw. die Tränkverfahren nur in verkürzter Form durchgeführt wurden (Folge: Anforderungen an Mindesteinbringmenge und –eindringtiefe sind nicht erfüllt).
Industrieller Holzschutz im Detail
Die zum Schutz von Holzprodukten im Außenbereich (Verwendungen im Garten-, Landschafts- und Spielplatzbau, für Lärmschutzwandelemente sowie land- und forstwirtschaftliche Zwecke) bedeutsamstem Verfahren werden nachstehend beschrieben:
Volltränkung (Vakuum-Druckverfahren)
Dieses „statische“ Verfahren, bereits 1831 für die Imprägnierung mit Schutzsalzen im Einsatz, ist zur Tränkung von trockenen bis halbtrockenen („tränkreifen“) Hölzern geeignet, d.h. solchen mit Holzfeuchtigkeiten u unterhalb des sog. Fasersättigungspunktes (u < 30 %). Ziel ist eine möglichst hohe Schutzflüssigkeitsaufnahme im durchtränkbaren Teil des Holzes.
Verfahrensablauf
- Anfangs- (Vor-) Vakuum (je länger, desto bessere Tränkergebnisse und verminderte Tropfverluste am Tränkungsende) von mind. 0,2 bar.
- Füllen des Tränkkessels mit Tränkflüssigkeit aus dem Vorratsgefäß unter Beibehaltung des Vakuums.
- Tränkdruck erzeugen und je nach Tränkbarkeit der Holzart eine bestimmte Zeit halten (Kiefer mind. 45 Minuten, Fichte mind. 300 Minuten).
- Entspannen des Zylinders auf Atmosphärendruck.
- Rückförderung der Tränkflüssigkeit ins Vorratsgefäß.
- Herstellen eines kurzen Endvakuums (Zweck: Verminderung des Abtropfens von Tränklösung nach dem Herausfahren des Tränkzuges aus dem Kessel).
- Belüften des Zylinders auf Atmosphärendruck.
Wirkungsprinzip:
Die luftgefüllten Zellen (Wasser durch Trocknung entzogen!) der tränkbaren Holzzone werden durch das Anfangsvakuum luftleer gemacht und der entstandene Hohlraum mit Schutzflüssigkeit gefüllt. Fehlt das Anfangsvakuum, verhindert das Luftpolster in den Zellen das Eindringen des Holzschutzmittels.
Wechseltränkung (Henriksson – Verfahren)
Die Wechseldrucktränkung hingegen ist ein „dynamisches Verfahren“, das bei saftfrischen Hölzern (mittlere Holzfeuchte von etwa 80 bis 100 %) angewandt wird.
Vor allem weiß geschälte Rundhölzer, die entweder kurze Zeit nach der Fällung des Baumes der Tränkung zugeführt werden oder in Rinde in abgedeckten Spezialpoltern (z.B. Berieselungsanlage) bis zur Schälung und Tränkung zwischengelagert wurden, werden mit diesem Verfahren geschützt.
Verfahrensablauf der Wechseltränkung
- Fluten des Kessels bei Atmosphärendruck.
- Erzeugung eines Tränkdruckes von mindestens 9 bar, der je nach Holzfeuchtigkeit zwischen 30 und 60 Minuten aufrechterhalten bleibt.
- Übergang in die Wechseldruckperiode, wobei zunächst in sehr kurzen, dann immer länger werdenden Phasen Druck- und Vakuumintervalle miteinander abwechseln.
Wirkungsprinzip:
Unter Ausnutzung der geringen im Holz befindlichen Luftmenge wird der jeweils noch im Holz befindliche Baumsaft (es fand ja keine Trocknung statt!) durch die Schutzflüssigkeit angereichert. Dadurch erhöht sich der Schutzmittelgehalt unter gleichzeitiger sukzessiver Zunahme der Splintholzdurchtränkung. Andererseits sinkt die Konzentration der in der Anlage befindlichen Imprägnierlösung (deshalb regelmäßige Kontrolle und ggf. Korrektur der Tränklösung durch den Imprägnierbetrieb erforderlich!).
Es gibt zahlreiche Varianten dieser Verfahren.